«Dos and Don’ts» im Umgang mit Trauernden

Wie bereits in vorhergehenden Blogbeiträgen festgestellt ist der Umgang mit Trauer sehr individuell. Jeder Mensch trauert auf eine andere Art und Weise und hat nach einem schweren Verlust unterschiedliche Bedürfnisse. Je nach Persönlichkeit, Lebenssituation sowie auch Umständen, die zum Tod geführt haben, empfinden und reagieren die Hinterbliebenen anders. Umso wichtiger ist es, sensibel und einfühlsam zu sein, um die trauernde Person bestmöglich unterstützen zu können.

In diesem Blogbeitrag möchten wir versuchen, einige «Dos and Don’ts» im Umgang mit Trauernden zusammen zu tragen. Diese beruhen auf unseren eigenen Erfahrungen, Schulungen mit Trauerbegleiter:innen und Lektüren. Da Trauer viele Gesichter hat gibt es natürlich nicht eine feste und richtige Guideline.

Umgang Trauernde Dos and Don'ts

Don’t: Nichts sagen und sich zurück ziehen

Es ist absolut verständlich, dass es überfordernd sein kann, die richtigen Worte für eine trauernde Person zu finden. Vielfach entsteht aus der Angst, etwas falsches zu sagen oder unangebracht zu reagieren, eine Blockade, sodass man am Ende gar nichts sagt. Niemand möchte es noch schlimmer machen. Hinzu kommt, dass Trauer in unserer Gesellschaft oftmals ein Tabuthema ist und kaum darüber gesprochen wird. Angst, Traurigkeit und Verzweiflung kennen wir als vermeintlich negative Gefühle und uns wird selten beigebracht, welcher Umgang und welche Kommunikationsformen in solchen Situationen hilfreich sind.

Viele Trauernde fühlen sich aber genau dadurch unglaublich einsam. Aus der eigenen Hilflosigkeit heraus zieht sich das Umfeld zurück und tröstende oder mitfühlende Worte für die trauernde Person bleiben aus. So kommt zum Schmerz über den Verlust auch eine Einsamkeit dazu.

Do: Aktiv nachfragen und erzählen lassen

Es ist vollkommen in Ordnung, auszudrücken, dass man von der Situation überfordert ist und selbst nicht genau weiss, was man sagen sollen. Trauernde Personen erwarten keine Antworten oder Lösungen auf ihre Hilflosigkeit und ihren Schmerz. Vielmehr kann es helfen zu wissen, dass jemand da ist, ihnen zuhört oder auch einfach wortlos Zeit schenkt. In den meisten Situationen sind auch die Trauernden nicht auf den Verlust vorbereitet. Auch sie wissen nicht, welche Gefühle ausgelöst werden und wie diese einzuordnen sind oder damit umzugehen ist.

Ein guter erster Schritt kann sein, den Verlust anzuerkennen und auszudrücken, dass dies eine unglaublich schwierige und schmerzhafte Situation ist, man aber für die trauernde Person da sein möchten. Das kann zum Beispiel gezeigt werden, indem man immer wieder liebe Nachrichten schreibt, ohne Druck nachfragt, wie es der Person geht und sie auch wissen lässt, dass es absolut in Ordnung ist, wenn sie gerade keine Kraft hat, zu antworten. Den Ball den Trauernden zuzuspielen durch Aussagen wie «Melde dich, wenn du etwas brauchst» oder «Du kannst mich jederzeit anrufen» kann eine weitere Überforderung auslösen. Neben der Trauerverarbeitung und dem Umgang mit allen Emotionen müssten sie dann auch noch aktiv um Hilfe bitten. Zur Einforderung dieser Zuwendung ihres Umfelds fehlt vielen die Kraft. Daher lieber selbst anrufen, schreiben, Kleinigkeiten im Briefkasten oder vor der Tür hinterlassen.

Don’t: Ungefragte Ratschläge geben

Aussagen wie «Du sollest dich mit einer Tätigkeit von deiner Trauer ablenken», «Geh doch wieder einmal unter die Leute», «Du solltest weinen, um die Trauer zuzulassen und sie gehen lassen zu können» sind zwar gut gemeint, jedoch kaum förderlich für die Situation der Trauernden. Vielmehr wirken diese ungefragten Ratschläge so, als wäre der Weg der Trauerverarbeitung, den die betroffene Person für sich gewählt hat, nicht der richtige. Vielleicht funktionieren diese gut gemeinten Lösungsvorschläge für dich sogar, aber die eigenen Gefühle sollten nicht auf das Gegenüber übertragen werden. Trauer ist kein allgemeines Problem, das gelöst werden muss. Es ist ein sehr wichtiger Prozess, der von allen Betroffenen ganz anders empfunden, erlebt und verarbeitet wird. Solch allgemeine Ratschläge können deshalb eher dazu beitragen, dass sich Trauernde unverstanden und isoliert fühlen.

Do: Fragen stellen und Zeit geben

Es wird nicht verlangt, dass man genau weiss, was zu sagen oder zu tun ist. Vielmehr hilft des den Trauernden, wenn wir nachfragen. «Wie darf ich dir helfen?», «Wie fühlst du dich heute?», «Brauchst du heute etwas, das ich dir ermöglichen kann?» sind Fragen, die absolut berechtigt sind. Ebenso dürfen es aber auch konkrete Vorschläge oder Fragen sein. Je nach Persönlichkeit und Gefühlslage trauen sich die trauernden Personen nämlich auch nicht, die offen formulierten Fragen ehrlich zu beantworten. Spezifische Hilfsangebote können z.B. sein: «Darf ich dir heute Abend etwas zu Essen vorbei bringen?», «Kann ich morgen für dich einkaufen gehen?», «Wollen wir am Wochenende einen gemeinsamen Spaziergang machen?».

Für die Trauernden ist es wertvoll, wenn ihnen mit echtem Interesse an ihrem Erleben und ihrer Lage begegnet wird. Achtsames Zuhören und empathisches Mitgefühl, ohne zu urteilen, sind von grosser Bedeutung. Es ist wichtig, dem Trauerprozess und dem Menschen darin Raum zu geben. Beim Fragenstellen dürfen die Reaktionen jedoch nicht gefordert oder erzwungen werden. Es soll okay sein, wenn keine Antwort kommt. Ebenso ist es in Ordnung, wenn die Trauernde ihre Gefühle oder Emotionen nicht vor ihrem Umfeld ausleben möchten. Kurz gesagt: Trauerreaktion fördern, jedoch nicht fordern. Wichtig ist, nach einer ersten Ablehnung oder dem Ausbleiben einer Rückmeldung nicht aufzugeben. Wenn die Antworten oder Reaktionen dann aber kommen ist es bedeutsam Zeit zu haben, zuzuhören und da zu sein.

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Don't: Von eigenen Trauergeschichten erzählen

Bei der Begegnung mit Trauernden haben viele Personen den Impuls, von einer eigenen Verlustgeschichte zu erzählen. Es kann vorkommen, dass man sich etwas in diesen Erzählungen verliert und detailreich dazu berichtet. Grundsätzlich möchte man dadurch sein Mitgefühl ausdrücken und zeigen, dass man weiss, wie sich dieser Schmerz anfühlt. Solche Aussagen haben aber oftmals gleich eine doppelt negative Wirkung.

  1. Einerseits kann nicht davon ausgegangen werden, dass das Gegenüber gleich oder ähnlich empfindet. Der eigene Trauerprozess ist nicht automatisch auch für andere der richtige Weg.
  2. Weiter kann es bei der trauernden Person das Gefühl auslösen, dass ihre eigene Geschichte verharmlost wird und keinen Platz hat. Sie fühlen sich nicht richtig ernst genommen und haben den Eindruck, ihr Umgang mit der Trauer sei falsch.

Do: Raum geben und erzählen lassen

In diesem Moment steht die Trauernde oder der Trauernde im Mittelpunkt, nicht wir selbst. Wenn ein Mensch trauert geht es darum, ihm in dieser besonderen Situation den nötigen Raum zu geben. Empathisches und aktives Zuhören, nachfragen nach den Bedürfnissen, worüber sie oder er sprechen möchte und was gerade gebraucht wird, sind wichtige Handlungen des Umfelds. Es hilft den Hinterbliebenen, wenn sie merken, dass ihre Trauer willkommen ist und sie mit ihren Gefühlen voll und ganz akzeptiert werden. Auf den eigenen Verlust sollte zu diesem Zeitpunkt nicht eigegangen werden.

Wiederholtes Erzählen ihrer Geschichte oder des Tods der verstorbenen Person können (müssen aber nicht) Teil der Verlustverarbeitung sein. Deshalb unbedingt weiterhin zuhören, auch wenn man dieselben Worte bereits gehört hat. Mit der Zeit verändern sich die Aussagen und die Beziehung zur oder zum Verstorbenen vielleicht. Diese Unterschiede deuten auf Veränderungsprozesse der Angehörigen hin und sind besonders wichtige Schritte in der Trauerverarbeitung.

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