Der Verlust eines Kindes ist ein kaum zu beschreibender Schmerz und es erfordert viel Kraft, sich mit einem solch einschneidenden Thema auseinanderzusetzen. Die Eltern werden inmitten der unendlich scheinenden Trauer unausweichlich auch mit organisatorischen Aufgaben und Fragen konfrontiert. Auf die Mütter, die ihr Kind während der Schwangerschaft oder kurz nach der Geburt verloren haben, kommt auch noch ein weiteres Thema hinzu: Ihr Baby ist verstorben doch der Körper produziert dennoch Muttermilch. Diese Erfahrung kann sehr unerwartet kommen und das Abstillen eine zusätzliche Belastung darstellen.
Was passiert dabei im Körper?
Während der Schwangerschaft bereitet sich der Körper der Mutter automatisch auf das Stillen vor. Die Brüste können ca. ab dem vierten Monat Milch produzieren, unabhängig davon, ob ein Kind lebend oder tot geboren wird. Bei der Geburt löst sich die Plazenta ab, was wiederum die Milchproduktion anregt. Wenige Tage später folgt auch schon der Milcheinschuss. Diese natürlichen Prozesse setzen auch bei einer Totgeburt ein.
Versiegen der Muttermilch: Wege und unterstützende Massnahmen
Findet kein regelmäßiges Saugen durch ein Kind oder Abpumpen statt, so wird die Milchproduktion nicht weiter angeregt. Das führt dazu, dass diese nach einigen Tagen versiegt. Der restliche Milchfluss stellt sich nach wenigen Wochen weitgehend ein. Das natürliche Versiegen der Milch erfordert Zeit und Geduld, oft mehrere Tage bis Wochen. Für manche Frauen ist dies eine Erweiterung des Abschiedsprozesses von ihrem Kind, den sie nicht verkürzen, sondern ganz bewusst erleben und spüren möchten. Es ist ihnen wichtig, dem Körper seine natürliche Zeit für den Abschied zu geben. Der natürliche Rückgang der Milch kann dabei helfen, die Trauer zu verarbeiten.
Wenn sich eine Mama wünscht, nicht auch physisch täglich an den Verlust erinnert zu werden, ist das auch absolut verständlich. Manche Frauen erleben währenddessen auch Druckempfindlichkeit, Brustschmerzen oder leichten Temperaturanstieg. In solchen Fällen kann es helfen, die Verringerung oder das vollständige Einstellen der Milchproduktion zu unterstützen. Hierbei gibt verschiedene Mittel, die angewendet werden können. Zur Wahl der passenden Vorgehensweise ist es ratsam, sich von einer Hebamme oder Pflegefachkraft beraten zu lassen.
Hilfsmittel beim Abstillen
Stilleinlagen können entlastende Massnahmen sein, die die austretende Milch auffangen. Auch kühlende Auflagen können helfen, um die Schwellungen und Schmerzen zu lindern (z.B. Coolpads, Quarkwickel). Bei sehr vollen Brüsten kann ein vorsichtiges Ausstreichen oder ein Abpumpen Unterstützung bieten. Dies sollte allerdings nicht zu häufig gemacht werden, da dadurch die Milchproduktion angeregt werden kann. Auch eine warme Dusche oder ein Bad führen oft etwas Entspannung herbei. Die Brust wird dadurch entlastet und es kann zum Milchaustritt kommen. Natürlich gibt es auch abschwellende Schmerzmittel oder sogar Abstillmedikamente, die bei Bedarf nach Rücksprache mit medizinischen Fachpersonen eingenommen werden können.
Nach dem Abstillen: Was tun mit der verbleibenden Muttermilch?
Nach dem Abstillen stellt sich den Eltern gleich die nächste Frage: Was können sie mit ihrer Muttermilch tun? Es gibt einige Möglichkeiten, die helfen können, einen Umgang damit zu finden. Jede Entscheidung ist dabei individuell und hängt davon ab, was sich für die Betroffenen richtig anfühlt.
- Muttermilchspende
Manche Krankenhäuser und Frauenmilchbanken nehmen Spenden von Muttermilch an, um diese dann an Frühgeborene oder Babies mit besonderen Bedürfnissen weitergeben zu können. Immer wieder kann es vorkommen, dass eine Mama selbst keine oder zu wenig Milch hat. Diese Möglichkeit kann für eine Sternenkind-Mama (besonders nach dem Verlust eines gestillten Kindes) heilsam sein.
- Kunstwerke aus Muttermilch
Manche Menschen entscheiden sich, die Muttermilch in Kunstwerke oder kreative Andenken umzuwandeln. Es gibt verschiedene DIY-Projekte, bei denen Milch verwendet wird. Einige Beispiele sind Seifen oder Bilder, die mithilfe von Muttermilch gestaltet werden. Das kann eine kreative Form sein, das Andenken an das Kind zu bewahren.
- Abschiedsritual mit Muttermilch
Ein kleiner Abschied mit einem Ritual, bei dem die Muttermilch in einer für die Trauerfamilie bedeutsamen Weise verabreicht wird, kann ebenfalls hilfreich sein. Manche Eltern giessen die Milch in die Erde bei einer Pflanze oder einem Baum, die sie dann in Erinnerung an ihr Kind pflegen. Andere finden es tröstlich, die Milch in einem stillen Moment der Trauer an einem bedeutungsvollen Ort zu vergiessen.
- Selbsthilfegruppen
Es gibt Selbsthilfegruppen für Eltern, die ein Kind verloren haben. Der Austausch mit anderen Personen, die ähnliches erlebt haben, kann hilfreich und heilsam sein. Obwohl die Trauerverarbeitung ein sehr individueller Prozess ist kann es helfen zu erfahren, was andere unterstützt hat. Auch bei der Frage, was mit der Muttermilch geschehen soll, können andere Betroffene wertvolle Ratschläge und Erfahrungen bieten.
- Beratung und Unterstützung
Die Fachstelle kindsverlust.ch bietet Familien, die vom Verlust eines Kindes betroffen sind, Unterstützung. Neben der Ausbildung und Vernetzung von Fachpersonen begleiten sie die Familien auch selbst, um in allen Phasen des Verlustes und des Trauerprozesses weiterzuhelfen. Gemeinsam mit den Betroffenen werden passende Wege gefunden, um mit der Trauer und z.B. auch der restlichen Muttermilch umzugehen.
- Erinnerungsschmuck aus Muttermilch
Ein Schmuckstück aus Muttermilch kann eine weitere Möglichkeit sein, die Milch in eine bleibende Erinnerung zu verwandeln. Bei Atelier Miah verarbeiten wir die Muttermilch in vorsichtiger Handarbeit in einem speziellen Verfahren zu einem ganz besonderen Andenken. Neben Halsketten und Ringen aus Muttermilch bieten wir auch Armketten, Ohrringe und einzelne Anhänger an. Dies kann ein besonderer Weg sein, die Bedeutung der Muttermilch und die Liebe zum Kind auf eine bleibende, greifbare Weise zu bewahren. Es ist auch möglich, eine kleine Menge der Muttermilch einzufrieren und aufzubewahren. Muttermilch, die eine Zeit lang gefroren gelagert wurde, ist noch immer geeignet, um sich zu einem späteren Zeitpunkt ein Schmuckstück anfertigen zu lassen.
Vielleicht können die genannten Möglichkeiten helfen, einen ganz persönlichen Weg der Verlustbewältigung zu finden, der sich richtig anfühlt. Natürlich ist jeder Trauerprozess und die damit empfundenen Bedürfnisse individuell. Die genannten Punkte und Informationen sind nicht abschliessend und selbstverständlich nicht für alle Sternenkind-Familien passend.
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